Rahmenbedingungen: „Die individuelle Förderung aller, auch leistungsstarker Kinder, ist ein wesentliches Ziel von gebundenen Ganztagsschulen in sozialen Brennpunkten. Das pädagogische Konzept der Schule greift Ansätze und Ergebnisse der Resilienzforschung auf. Resilienz wird als die Fähigkeit verstanden, erfolgreich mit belastenden Lebenssituationen umzugehen. Statt defizitorientiert zu sein, nimmt sie die Ressourcen der Kinder in den Focus und intendiert eine Stärkung der Schutzfaktoren. Das Lehrerkollegium möchte die Kinder der Friedrich-Rückert-Grundschule besonders über eine Stärkung der Sprach- und Sozialkompetenz soweit motivieren, dass sie Fähigkeiten und Fertigkeiten und nicht zuletzt auch ihre Persönlichkeit entwickeln. Fast 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben Migrationshintergrund. Auffallend ist der auch für Schweinfurter Verhältnisse sehr hohe Anteil von Beziehern staatlicher Grundsicherung im Schulsprengel. Über ein Drittel der Mütter (mit steigender Tendenz) ist allein erziehend. Die Schülerinnen und Schüler gehen gern in die Schule, sie fühlen sich angenommen und in ihrem Lernprozess begleitet. Ein Teil der Kinder ist aufgrund ihrer individuellen Biografie und Lebenswirklichkeit einzelnen oder multiplen Risikofaktoren, wie z.B. Migration, Armut, Trennung oder weitere Belastungen der Familie ausgesetzt. Dadurch sind natürlich multikulturelle und multireligiöse Herausforderungen zu bewältigen. Vor dem Hintergrund dieser Situation hat sich das Evang.-Luth. Dekanat Schweinfurt entschlossen, die Entwicklung zur Ganztagsschule ab 2007 zu unterstützen und dabei Erfahrungen zu sammeln, welche Bedeutung ein kirchliches Engagement über den Religionsunterricht hinaus haben kann; denn der evangelische Religionsunterricht erreicht vergleichsweise wenige Schülerinnen und Schüler. Möglich wurde dieses durch die Finanzierung der sechs Wochenstunden aus Mitteln der Protestantischen Kirchenstiftung Schweinfurt. Ihr Anliegen ist es, besondere Ideen, die im evangelischen Kontext stehen, zu fördern. Inhalte: In der Praxis geschieht dies zum einen durch das von mir gewählte Sozialtraining FAUSTLOS. Es gibt den Gefühlen der Kinder Sprache, vermittelt ihnen Konfliktlösungsstrategien, die leicht anzuwenden sind und hilft ihre Konflikte friedlich zu lösen. So wird ein wertschätzender Umgang miteinander im Schulalltag eingeübt. Als evangelische Religionspädagogin arbeite ich hier religionsübergreifend. Die friedensstiftende Botschaft der Kirche findet auf diese Weise ihre Anwendung und lässt spürbar werden, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Glaubens angesprochen sind. Fortgeführt wird diese Arbeit im persönlichen Kontakt mit den Kindern in der Hausaufgabenzeit. Dort habe ich die Möglichkeit, die Kinder in ihren persönlichen Stärken und Schwächen zu fördern.Durch die Zusammenarbeit mit der Klassenlehrerin können Konflikte, die in der Klasse auftauchen, gemeinsam unter Einbeziehung der im Sozialtraining gelernten Strategien gelöst werden. Diese Gemeinschaft in den Klassen, die das ganze Jahr über eingeübt wird, findet ihren Ausdruck in den gemeinsamen multireligiösen Feiern zu Beginn und zum Ende des Schuljahres. Zu diesem Anlass geben Christen und Muslime vereint ihren Kindern Gottes Segen und Allahs Zuspruch mit auf den Lebensweg. Weitere Baussteine sind: Multireligiöse Schulfeiern, kirchenjahreszeitliche Einstimmungen, gegenseitiges Einladen zu christlichen und muslimischen Festen, Kirchen- und Moscheebesuche. Literatur, Internetlinks: „Warum beten wir eigentlich nicht zusammen?“ Gottesdienste und religiöse Feiern im multireligiösen Schulkontext Herausgeber: Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover www.kirchliche-dienste.de ; Arbeitsfeld Kirche und Islam www.faustlos.de
